Taizelichter

Bild: M. Logemann

Angedacht

18. März 2023

Lasst es wachsen!

Ich spüre, wie die Weizenhalme an meinen Hosenbeinen hochragen. Mein Bruder lächelt mir zu und beginnt zu laufen. Die Sommerluft wärmt unsere Haut. Überall sind Grillen und Insekten zu hören, die ihr Konzert anstimmen. Ich renne auch los. Ich höre es rauschen. Hunderte, tausende, Weizenhalme strömen an mir vorbei. Ich fühle ein Kribbeln, dass mir den Rücken runterläuft. Anderes mischt sich in die Erinnerung. Ich beginne zu summen: „Korn, das in die Erde, in den Tod versinkt. Keim, der aus dem Acker, in den Morgen dringt. Liebe lebt auf, die längst verstorben schien. Liebe wächst wie Weizen und ihr Halm ist grün.“  

„Liebe wächst wie Weizen.“ Ich denke daran, dass Ostern vor der Tür steht. Gott geht in Christus bis an das Kreuz. Er zeigt uns darin seine Liebe, in dem er mit uns fühlt. Er fühlt mit bis in das tiefste Leid. „Und ihr Halm ist grün.“ Noch sind wir mitten in der Passionszeit. In dieser Leidenszeit stimmen wir uns ein, auf das was kommt. Ich bin mir sicher: Was im Kirchenlied „Korn, das in die Erde“ ausgedrückt wird, ist die Hoffnung neuen Lebens. Neues Leben: Das spüre ich in den Erinnerungen meine Jugend. Ich erinnere mich, an die großen Weizenhalme im Acker vor unserem Haus. Ich erinnere mich, wie das gelbe Meer im Frühjahr aus vielen Samenkörnern wuchs. Der Weizen wuchs und mit ihn meine Erwartung auf einen Ort der Geborgenheit und Liebe. In jeden grünen Halm ist das Versprechen Gottes. Gott verspricht uns: „Es wird hundertfach und tausendfach aufgehen, wonach wir uns sehnen. Neues Leben ist uns versprochen.“ Doch noch steht einiges bevor. Ehe das neue Leben beginnen kann, stehen uns Aufgaben in unser Haus. Schülerinnen und Schüler sehen ihren Klausuren entgegen. Die Quartalsklausuren stehen an. Ihre Eltern stehen vor einem Berg von Arbeit. Möglichst noch vor Ostern soll alles fertig werden. Wenn diese Zeit vorüber ist, wird neues Leben sein.

Wenn Sie noch einen Weg vor sich haben vor Ostern, tun sie es mir gleich. Gehen Sie hinaus und schauen sich um. Schauen Sie die grünen Halme und knospenden Blumen an. Stellen Sie sich vor, wie daraus viel wachsen wird. Dann hören Sie die Worte des Evangelisten Johannes, die zu uns heute dringen und sagen: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt, bleibt es allein; wenn es aber fällt, dann bringt es viel Frucht.“ Diese Frucht wird hundertfach, tausendfach, sein. Das wünsche ich Ihnen. Der Segen Gottes sei mit Ihnen auf ihren Wegen.

Vikar Patrick Haase