Taizelichter

Bild: M. Logemann

Angedacht

11. Juli 2024

„Geh aus mein Herz, und suche Freud“

…dieses Sommerlied kenne ich schon seit meiner Kindheit. Sie auch? Es ist ein kunstvoll aufgebautes Lied mit 15 Strophen, das von der Schönheit der Natur und der Freude des Singens, von Himmel und Erde, ja eigentlich vom ganzen Leben erzählt. Unser Leben - wie ein Garten, in dem alles zusammengehört und das sich vom Anfang bis zum Ende zu einem großen Ganzen fügt.

Gedichtet hat dieses wohl schönste und längste Sommerlied, das in unserem Gesangbuch zu finden ist, Paul Gerhardt.  Es passt so wunderbar in diese Jahreszeit: Der Sommer ist die Zeit der Überfülle. Wir sehen und spüren mit jeder Faser den Reichtum von Gottes Schöpfung. Die Bäume stehen voller Laub, die Blumen (und auch das Unkraut in meinem Garten) blühen prächtig, und schon ganz früh morgens hört man die Vögel singen. Die Sonne hat unendliche Kraft – manchmal fast zu viel – und lässt die Tage lange hell sein.

Dabei ist „Geh aus mein Herz“ weit mehr als nur ein Sommermärchen. Es ist auch ein Protestlied gegen den Tod und lebenszerstörende Mächte.

Als das Lied entstand, war der 30jährige Krieg gerade mal seit fünf Jahren beendet. Das war Mitte des 17. Jahrhunderts. Städte, Felder, Wälder waren zerstört worden. Bittere Armut herrschte, nur wenige Menschen konnten arbeiten und das Land bewirtschaften.

Auch hier bei uns können wir die Spuren dieses Krieges noch heute erkennen - zum Beispiel an der Kirche in Bühren. Da können Sie sehen wie die Menschen ihr zerstörtes Gotteshaus mit Feldsteinen geflickt und wieder aufgebaut haben.

Als Paul Gerhardt das Lied schrieb, war er gerade erst Pfarrer in einem kleinen Ort im Spreewald geworden. Frisch verheiratet war er und trauerte mit seiner Frau um ein verlorenes Kind. Er wusste, wie das Leben einem manchmal  alle Leichtigkeit nehmen kann.

Das Lied soll Mut machen soll, ja, es fordert einen geradezu auf, in harten Zeiten nach dem Glück Ausschau zu halten und sich gerade dann nicht zuhause zu verschanzen. „Schau nur, wie die Gärten sich ausgeschmücket haben“, sagt er - „für dich und für mich“. Auch wenn das, was du draußen siehst und erlebst, was du in den Nachrichten hörst und was dir auf der Seele liegt, alles andere als herzerfrischend ist.

Die Schönheit der Natur spricht uns gerade in diesen Zeiten an und erinnert uns daran wie kostbar unser Leben ist - probieren Sie es aus!

 

Simone Schad-Smith, Pfarrverwalterin i.A. in Wietzen, Binnen und Bühren

Pfarrverwalterin i.A. Simone Schad-Smith