Taizelichter

Bild: M. Logemann

Angedacht

12. April 2025

Standhaft bleiben

„Das ist das Ende“, sagt der Henker unter dem Galgen am 09.April 1945 in Flossenburg. „Nein“, der Anfang“, entgegnet daraufhin der Pastor und Theologe Dietrich Bonhoeffer in dem autobiographischen Film „Die letzte Stufe“ über ihn. Bis zuletzt ist Pastor Bonhoeffer standhaft gegen das nationalsozialistische und verbrecherische Terrorregime geblieben. Aber was hat ihn standhaft werden und bleiben lassen? Seine Erziehung, Lebens- und Glaubenserfahrung, Bestätigung durch andere, oder eher das Gegenteil von all dem: Die Infragestellung all dessen und der damit verbundene Trotz. Was lässt uns Haltung finden und bewahren, standhaft bleiben, trotz aller Herausforderungen und Veränderungen in diesen Zeiten? Bleiben wir standhaft und stehen wir (weiterhin) zur Demokratie, Europa, dem christlichen Menschenbild und unserem Glauben?  

Am Palmsonntag kann man erfahren, was Standhaftigkeit bedeutet: Trotz frenetischen Jubels am Morgen und Verachtung am Abend. „Wir schaffen das“, sagt Jesus zu den Seinen und zieht ein. Bejubelt, beklatscht und hofiert, aber dennoch sich nicht mitreißen lassend. Und ebenso wenig am Ende: Beschimpft, bespuckt und geschlagen, standhaft Wange, Rücken und Gesicht darbietend, ohne Hass und Schutz suchend, wie es nach dem Prophet Jesaja angekündigt wird. Denn ich weiß, dass ich nicht zuschanden werde.“ (Jes.50,6ff.)

Es war und ist das grenzenlose Vertrauen auf Gott und sein Wort, dass dieses alles ertragen und sich freiwillig aussetzen lässt. Standhaft bleiben, nicht aus Trotz, Verachtung, Besserwisserei oder Hass, sondern weil man vertraut und glaubt. So kann man standhaft bleiben bis zum Ende, oder eben auch für den/bis zum Anfang. (Pastor Jens Kertess)

Pastor Jens Kertess

Springer