fruehling

Bild: emsz

Porträt Pastor Reinhard Kiparski

09. Juni 2025

Ein Leben zwischen Altar und Alltag – Pastor Kiparski geht in den Ruhestand

Pastor Kiparski (F. Ottaviani)

Nach Jahrzehnten im Dienst der Kirche und einem Abschiedsgottesdienst am Pfingstsonntag beginnt für Pastor Reinhard Kiparski ein neuer Lebensabschnitt – mit innerer Ruhe und dem Gefühl, vieles bewegt zu haben. Am Freitag vor Pfingsten hat er den Schlüssel für sein neues Zuhause erhalten. Der Umzug steht bevor, aber die Gedanken an Telefonate und Termine sind bereits verblasst: „Ich bin innerlich frei für das, was kommt.“

1959 geboren, begann Kiparskis‘ theologischer Weg 1979 mit dem Studium in Marburg und Göttingen. Nach dem ersten theologischen Examen, dem Diplom und der kirchlichen Prüfung führte ihn sein Weg zunächst als „Hausdame“ in ein Studienhaus der Landeskirche Hannover, bevor er 1989 ins Vikariat in Hannover-Linden wechselte. Früh prägte ihn ein Mentor, der den Glauben mit sozialer Verantwortung verband – ein Vorbild, dem der scheidende Pastor treu blieb.

Ob im Lindener Projekt „Tun und Wohnen im Alter“ oder seiner Broschüre „Arbeitswelt ist Lebenswelt“ - Kiparski suchte stets den Kontakt zu realen Lebenswelten. Auch selbst stand er als junger Mann einmal für ein halbes Jahr am Fließband – um zu verstehen, was es heißt, „vom Denken ins Tun zu kommen“.

Stationen führten ihn durch kleine Dörfer bei Hildesheim, nach Peine, Bad Pyrmont und schließlich 2002 in die Stadt Hildesheim. Dort war er in einem sozialen Brennpunkt maßgeblich an der Gründung eines Nachbarschaftsladens beteiligt – ein offener Ort der Begegnung, inmitten von gesellschaftlichen Spannungen und Neonazi-Aufmärschen. In enger Zusammenarbeit mit der dortigen muslimischen und katholischen Gemeinde schuf er Räume für Dialog, um Ausgrenzung entgegenzuwirken.

2015 übernahm er eine Pfarrstelle in der Kreuzkirchengemeinde. Auch hier setzte er Akzente: Vom neuen Format des Gemeindemagazins „Kontakte“ über die Planung des Neubaus des Pfarrhauses neben der Kreuzkirche engagierte er sich zum Abschluss seiner Dienstzeit noch einmal besonders in den drei Kindertagesstätten Kreuz & Quer und Arche Noah in Nienburg sowie in der Kita Johannisbär in Langendamm. Zum Abschiedsgottesdienst wurden der Pastor und seine Lebensgefährtin Susanne Brigsne, welche ihr berufliches Können in der Medienarbeit und einem ehrenamtlichen Engagement im Eine-Welt-Laden einsetzte, je mit einer langen Keks-Kette aus bunten Butterkeksen in Engelform beschenkt.

Was ihn darüber hinaus am meisten erfüllte?

Die tiefen, persönlichen Begegnungen. Gottesdienste, Gespräche, Seelsorge – authentisch, offen, berührend. Aktionen wie die Erstellung eines T-Shirts „Engel gegen Rechts“ und die Organisation einer langen Tafel, welche über mehrere hundert Meter durch die Hildesheimer Nordstadt verlief und viele Menschen aus ihren Häusern zum „Zusammensein“ einlud, bleiben ihm in besonderer Erinnerung. „Diese Momente – das war mir das Wichtigste.“

Urlaube führten ihn bis nach Norwegen und auch nach Wien zu einer seiner beiden Töchter – künftig zieht es ihn vielleicht auch nach Tansania: Der Gedanke, dort einige Zeit zu verbringen und mit den dort lebenden Menschen in echte Verbindung zu treten, erfüllt auch seine Lebensgefährtin Susanne Brigsne mit Vorfreude. Der Ruhestand beginnt mit einem Umzug innerhalb Nienburgs – und mit vielen neuen Möglichkeiten.

Für die Zukunft der Kirche und seinen Beruf mit Berufung wünscht sich Reinhard Kiparski eine Balance von geistlichem Leben und Alltag: „Eine Work-Life-Balance auf geistliche Art – mit einem inneren Ort der Regeneration.“ Er träumt von einer durchlässigen Kirche, die sich wandelt, aber ihrem Kern treu bleibt. In der Andacht seines Abschiedsgottesdienstes wählte die Superintendentin Dr.in de Vos folgende Worte, welche er im Interview als Schlussworte wiederholte:

„Ich gehe los, vom Altar aus – von da aus komme ich.“

(F. G.-Ottaviani)