Abschied von Kirchenkreiskantor Christian Scheel
Er ist ein großer Virtuose, ein Macher, ein Unorthodoxer, eine Institution - das sind nur einige Schlagworte, mit denen Kreiskantor Christian Scheel bei seiner Verabschiedung beschrieben wurde.
Nach 14 Jahren Dienst in Nienburg verlässt der gebürtige Leipziger seine Wirkungsstätte. Wohin sein Weg ihn führen wird, ist noch ungewiss. Fest steht nur für Christian Scheel: „Für mich ist es Zeit zu gehen.“ Mit dieser Einstellung wagt er nun den Sprung in einen neuen Lebensabschnitt.
Christian Scheel war seit dem 1. September 2010 als A-Kirchenmusiker im Kirchenkreis Nienburg tätig, ab 1. März 2019 zusätzlich als Kirchenkreiskantor. Neben dem Organisten- und Kantorendienst in den Gottesdiensten war er auch für die Chor- und Orchesterarbeit verantwortlich. Er hat unzählige Konzerte organisiert und die Kirchenmusik im Kirchenkreis auf vielfältige Weise geprägt.
Doch „alles hat seine Zeit", heißt es schon in der Bibel in Prediger 3, und das gilt nun auch für das Wirken von Christian Scheel in Nienburg. Auf eigenen Wunsch stand deshalb auch der Abschiedsgottesdienst des Kreiskantors unter genau diesem Motto. „Alles hat seine Zeit. Unter diesem Motto wollen wir mit dir diesen Doppelpunkt in deinem Leben feiern: Dir im Rückblick danken für dein so vielfältiges Engagement, für dein unglaubliches Können, für das Herzblut, das du in viele Projekte gesteckt hast“, sagte Superintendentin Dr. Christiane de Vos in ihrer Ansprache. Mit einem Handschlag wurde Kreiskantor Christian Scheel von seinen Aufgaben entbunden, und kann nun neue Wege gehen.
Viele kamen an diesem Sonntag zum Gottesdienst, um sich zu verabschieden und sicher auch, um noch einmal in den musikalischen Genuss von Scheels Können zu kommen.
Zu erleben war ein ‚echter Scheel‘ - eine Institution, ein Unorthodoxer, ein Macher, ein großer Virtuose.
Eine Institution, weil Scheel auf so vielfältige Weise im Kirchenkreis Nienburg und Umgebung unterwegs war. Viele kannten ihn, viele schätzten ihn. Silke Lindenschmidt, Leiterin der Vision Kirchenmusik, bedankte sich in ihrem Grußwort für die kreative Zusammenarbeit bei vielen Veranstaltungen. Wie sie lobten auch Kollegen, Chor und Orchester die offene und zugewandte, kreative und manchmal auch strenge Art des Kreiskantors. In den Worten schwingt große Anerkennung für den Musiker mit, der hier in Nienburg deutliche Spuren hinterlassen hat.
Ein Unorthodoxer - so jedenfalls beschrieb ihn Hartmut Reußwig. Denn Christian Scheel konnte klassisch, aber auch ganz anders. Das zeigte sich noch einmal bei seinem Abschiedsgottesdienst. Wo er nicht nur musikalisch neue Wege ging, sondern auch kurzerhand die Kirchenbänke drehte, so dass mit Blick auf die Orgel klar wurde: Hier steht die Musik im Mittelpunkt.
Ein Macher - Christian Scheel war hochengagiert und verstand es, Menschen aller Altersgruppen für die Musik zu gewinnen. Scheel organisierte zahlreiche schul- und jahrgangsübergreifende Musikprojekte. Bürgermeister Jan Wendorf hob in seinem Grußwort Scheels Talent hervor: "Du hast die Gabe, junge Menschen für Musik zu begeistern und hast damit auch wesentlich zur musikalischen Bildung in der Region beigetragen.“
Ein großer Virtuose - Christian Scheel kann musikalisch aus dem Vollen schöpfen. Er ist nicht nur A-Musiker, sondern auch studierter Dirigent und Orgelmethodiker. Eine Bandbreite, von der hier in Nienburg und Umgebung schon viele profitiert haben. Aber er kann nicht nur Musik dirigieren, sondern auch selbst komponieren. Und weil die Musik das letzte Wort haben soll, endete der Gottesdienst auch genau so. Mit der Uraufführung des Stücks ‚Wo ist jemand, der da lebt und den Tod nicht sähe? - KEIN Requiem‘, komponiert von Christian Scheel.
Scheel holte noch einmal alles heraus, was die Musik zu bieten hat. Verstört, ergriffen, erschrocken, überwältigt - alles auf einmal und alles für sich. Egal, wie man dazu steht, eines kann man mit ziemlicher Sicherheit sagen. Alle Gottesdienstbesuchenden wurden von diesem Stück berührt. Ein Zeichen für die große Gabe, die Christian Scheel besitzt - Musik in ihrer Vielfalt zum Klingen zu bringen.
Wir danken Christian Scheel und wünschen ihm alles Gute und Gottes Segen für seinen weiteren Lebensweg! (JL)