Am 2. Advent verwandelte sich die St. Martinskirche Nienburg in einen Ort festlicher Klänge und vorweihnachtlicher Besinnlichkeit. Um 18 Uhr begann das diesjährige Adventskonzert, das den rund 200 Besucherinnen und Besuchern einen unvergesslichen Abend bescherte. Die Nienburger Kantorei, das Nienburger Kammerorchester, Gastsängerinnen und -sänger aus Rotenburg sowie fünf herausragende Solistinnen und Solisten sorgten für ein musikalisches Erlebnis, das für vorweihnachtliche Stimmung sorgte.
Im Mittelpunkt stand Johann Sebastian Bachs „Magnificat in D-Dur“. Dieses Meisterwerk, 1723 erstmals in einer Es-Dur-Version komponiert und etwa zehn Jahre später in die heute bekanntere D-Dur-Fassung gebracht, erstrahlte in der Interpretation der Mitwirkenden.
Der „Lobgesang der Maria“, besser bekannt als Magnificat, ist dem Evangelium des Lukas (Kapitel 1, Verse 46–55) entnommen und erzählt von einem bewegenden Moment in der biblischen Geschichte:
Wenige Tage, nachdem Maria vom Engel Gabriel erfahren hat, dass sie den Gottessohn gebären wird, besucht sie ihre Verwandte Elisabeth. Erfüllt vom Heiligen Geist erhebt sie ihre Stimme in einem Gesang, der Gottes Barmherzigkeit und dessen Handeln als Quelle der Hoffnung und Rettung für die Welt preist.
Seinen Namen verdankt der Text dem ersten Wort der lateinischen Fassung: Magnificat anima mea Dominum („Meine Seele preist den Herrn“). Maria preist Gottes Größe, der die Niedrigen erhöht, die Hungrigen sättigt und denen, die ihm vertrauen, Gnade und Heil schenkt. Die Barmherzigkeit Gottes steht dabei im Mittelpunkt und bildet das Herzstück des Lobgesangs.
Bach hat den Magnificat-Text in eine unvergleichliche musikalische Form in 12 Sätzen gebracht. Die geniale Komposition bringt die Inhalte des Textes auf beeindruckende Weise musikalisch zur Geltung – mal majestätisch, mal zart, immer aber berührend.
Ergänzt wurde das Programm in Nienburg durch die Bachkantate BWV 61 „Nun komm, der Heiden Heiland“ sowie zwei Orgelwerke, gespielt von Tillmann Benfer, KMD i.R. aus Verden, an der Jann-Orgel. Die Gesamtleitung des Abends lag in den Händen von Karl-Heinz Voßmeier, der übergangsweise die Nienburger Kantorei leitet, während Tillmann Benfer die Einstudierung des Kammerorchesters verantwortete.
Die fünf Solistinnen und Solisten – Dorothea Voßmeier und Ingrid Hauschild (Sopran), Nicole Pieper (Alt), Mirko Ludwig (Tenor) und Carsten Krüger (Bass) – begeisterten durch ihre klare Stimmenführung und ihr eindrucksvolles Auftreten.
So sorgten die kraftvollen Klänge der Orgel und des Orchesters, sowie die starken Stimmen des Chors und der Solistinnen und Solisten bei vielen Besucherinnen und Besuchern für Gänsehautmomente.
Da verwunderte es kaum, dass sich nach langem ehrfürchtigem Schweigen die Begeisterung der Zuhörenden in minutenlangem tosendem Beifall entlud und für viele glückliche Gesichter sorgte – sowohl bei den Musikerinnen und Musikern als auch bei den Zuhörenden. (JL)