Theaterproduktion über einen Todesmarsch von Hannover nach Bergen Belsen
Am Montag, den 25. April, um 19.00 Uhr, wird in der Kirche St. Michael in Nienburg das Theaterstück „Moshes zweites Leben“ gezeigt.
Vor 71 Jahren wurde das KZ Bergen-Belsen von der britischen Armee befreit. Den Soldaten offenbarte sich Unvorstellbares: Leichenberge, dazwischen lebende Skelette, Seuchenopfer, Überlebende und Tote kaum zu unterscheiden. Noch kurz vor der Befreiung hatte sich eine besonders grausame Episode ereignet. Jüdische Häftlinge, alle Zwangsarbeiter bei der Hanomag, waren aus dem KZ-Außenlager Hannover-Mühlenberg nach Bergen-Belsen getrieben worden. Zu Fuß, bis zur totalen Erschöpfung. Wer nicht mehr laufen konnte, wurde erschossen.
Diese Stufe der nationalsozialistischen Vernichtung ist historisch nur wenig aufgearbeitet. In dem Theaterstück „Moshes zweites Leben“ wird es deshalb zum Thema.
Grundlage des Stückes bilden zwei Interviews mit den Überlebenden Moshe Oster und Josef Dreilinger. Sie wurden 2000 und 2006 von der Memo Media Productionsfür die Gedenkstätte Bergen-Belsen und die Gedenkstätte Ahlemgeführt.
Thematisiert wird nicht nur der Leidensweg der KZ-Häftlinge, sondern auch ihr jugendlicher Überlebenswille, ihre Hoffnung auf ein Leben jenseits der nationalsozialistischen Unmenschlichkeit. Eine Möglichkeit neuer Humanität bringt eine britische Krankenschwester ins Spiel. Einfühlsam versucht die ältere Frau, das Vertrauen der Beiden zu gewinnen. Dabei muss sie erkennen, dass sie die Dimensionen der Traumata, die die ehemaligen Häftlinge erlitten haben, kaum ausloten kann. Dennoch macht sie sich daran, ihre Patienten auf die Welt außerhalb des Krankenzimmers und außerhalb des Konzentrationslagers vorzubereiten.
Die meisten Holocaust Überlebenden sind inzwischen gestorben. Ihre persönlichen Erinnerungen an die Verbrechen Nazi-Deutschlands können sie nicht mehr schildern. Das unvorstellbare Leid, aber auch die Kraft der Holocaust-Überlebenden kann durch Theaterproduktionen wie diese in unsere Gegenwart geholt und verstehbar gemacht werden. Die Geschichte von Moshe Oster und Josef Dreilinger liefert ein Beispiel für die zahlreichen Todesmärsche im Frühjahr 1945, die mindestens 250 000 Menschen den Tod brachten. Von besonderem regionalem Interesse ist die Tatsache, dass dieses historisch-dokumentarische Kammerspiel zwischen Hannover und Bergen-Belsen angesiedelt ist.
Dieses Stück läuft innerhalb der Zeit, in der in der St. Martinskirche die Anne-Frank-Ausstellung gezeigt wird, und kann als Ergänzung dazu verstanden werden.
Einlass ist ab 18.30 Uhr. Die Karten kosten 12 Euro und ermäßigt 10 Euro. Reservierungen unter 91 27 01.
Die Produktion wurde ermöglicht durch die Unterstützung der Stiftung niedersächsischer Gedenkstätten, der Region Hannover Team Kultur, HannoverStiftung, Stiftung Niedersachsen, Kulturbüro der Stadt Hannover, Heinrich-Dammann-Stiftung Hildesheim, Memo Media Productions